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Gin Tasting zu Hause: wie man Gin richtig verkostet

Gin verkosten oder wie mittlerweile eingedeutscht das sog. „Gin Tasting“ – eine Wissenschaft für sich oder einfach Genuss? Gin zu riechen, zu schmecken und sich darüber seine Gedanken zu machen ist Entspannung pur. Mit dem richtigen Tropfen im Glas, etwas Übung und dem Gespür für das Besondere, geht die Reise los.

Wie man aber Gin richtig verkostet und seine „Gin Tasting-Fähigkeiten“ verbessert, sollen die folgenden Zeilen erklären.

Vorbereitung & das richtige Glas

Gin wird am besten in einem Raum verkostet, dessen Temperatur zwischen 20 und 22°Cliegt. Ist es zu warm oder kalt, leidet die Entfaltung der Aromen darunter – steht der Gin gewöhnlich kühl, sollte er zunächst ein paar Minuten in einer warmen Umgebung „aufwärmen“. Beim Verkosten von Gin empfiehlt es sich den Mund vorher mit Wasser auszuspühlen. Kaugummi kauen oder ein üppiges Mahl vor dem Probieren sind No-Go’s und machen wenig Sinn.

Bei der Art des Glases gehen die Meinungen stark auseinander, einige Experten bevorzugen einen Tumbler mit großer Öffnung, in dem die Aromen gut zirkulieren können. Andere empfehlen den genau umgekehrten Weg – ein eher schmales, oben enger zulaufendes Glas (ähnlich einem kleinen Wein-Sektglas). Für Tastings im Hobbybereich spielt das keine wesentliche Rolle, das Probiergefäß sollte allerdings nicht zu groß und natürlich sauber sein.

Der Gin Geruch – das ‚Nosing‘

Als Erstes beginnt eine Verkostung mit dem Riechen von dominierenden Aromen bzw. Botanicals. Beim sog. Nosing versucht man zunächst einen kurzen Ersteindruck des Gins zu erhaschen. Schwenkt man das Glas leicht hin und her, mischt man etwas Sauerstoff unter, was die Aromen besser transportiert. Aus einiger Entfernung vom Glasrand kann man sich nun eine erste Meinung bilden, was nimmt die Nase hier wahr? Wacholder? Zitrusnoten? Eine würzige oder süße Schärfe?

Nach ein paar vorsichtigen Riechproben kann man seine Nase einmal etwas tiefer und länger ins Glas halten, was kommt nach dem ersten Aroma? Ein hochwertiger Gin gibt nach dem anfänglichen, dominierenden Eindruck weitere Aromen frei – florale also blumige Eindrücke, erdige oder würzige/kräuterlastige Gerüche, mediterrane, zitruslastige, auch süße und holzige Noten sind möglich.

Tipp: für einen weiteren, komplexen Eindruck des Gins kann man die Handinnenfläche mit einem Tropfen benetzen, den Gin nun leicht zwischen den Händen reiben. Die Hände langsam direkt vor der Nase öffnen und mit verschlossenen Augen einfach nur riechen…

Wie schmeckt der Gin?

Kommen wir zum direkten Verkosten unseres Gins auf Zimmertemperatur. Genehmigen wir uns einen leichten und vorsichtigen Schluck, der Gin darf sich im Mund von der Zunge umspielen lassen um dann auf ihr zu ruhen. Ein warmes Gefühl, bei dem so gut wie immer der Wacholder die erste Geige spielt. Durch weiteres, nicht hastiges Bewegen der Zunge können weitere Aromen wahrgenommen werden. Sollte die Aufmerksamkeit oder Übung fehlen, so kann man sich nach einer kurzer Pause einen weiteren Schluck gönnen und genau an dieser Stelle weiter machen. Bloßes Herunterkippen oder zutschende Geräusche mit Gesichtsentgleisungen sind hier allerdings völlig fehl am Platz.

Nach dem ersten, dominierenden Geschmack, kommen je nach Gin Sorte wie beim Nosing, oft fruchtige oder zitruslastige Eindrucke zu Stande. Vielleicht schmeckt man aber auch eine angenehme Schärfe heraus? Gar würzig-kräuterlastige Töne die zurückbleiben? Auch hinterlassen einige Destillate gern etwas Pfeffer am Gaumen.

Mit etwas Wasser noch mehr schmecken?
Fügt man etwas Wasser in das Glas, reduziert sich der Alkoholgehalt. Sinn macht dies allerdings erst ab einem Alkoholgehalt von 40 % Vol. bzw. darüber. Der hochprozentige scharfe Charakter wird reduziert, nun werden die verschiedenen Botanicals besser wahrgenommen.  Stilles, temperiertes und weiches Wasser eignet sich am besten, da es keinerlei Eigengeschmack besitzt und nichts verfälscht. Je nach Gin-Menge im Glas genügen wenige Tropfen bis einige kleine Schlücke Wasser – Ziel ist es nicht das Getränk zu verwässern oder für eine zu starke Verdünnung zu sorgen. Ein stetiger Blick auf die Flasche und deren Botanicals kann dem Gaumen eventuell hier und dort auf die Sprünge helfen.

Übung macht den Meister…

Oder besser Genießer, denn die ersten Gin Tastings werden wohl eher ernüchternd ausfallen. Ohne etwas Übung und Routine beim verkosten bleiben zumeist neben Wacholder oder Zitrus kaum komplexe Aromen oder Eindrücke zurück. Der Geruch und Geschmack von Alkohol gepaart mit nicht zuordenbaren und Unbekannten Botanicals sollten den Hobby Gin-Fan jedoch nicht demotivieren: als erstes kommt der Genuss, später dann der immer feiner werdende Sinn für Geschmack und Aroma beim verkosten des richtigen Gins.

 

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